Ein Projekt, ein Künstler, der Kunstverein Solothurn, Pontoniere und Taucher

 

Wie kam es zu dieser Kombination?

Der Beginn dieser Zusammenarbeit ergab sich wie so oft in solchen Fällen während eines Essens. Ein Mitglied unserer Sektion wurde gefragt „Du tauchst doch, Du hast sicher Verbindungen ....... . So kam die  Anfrage  dann zu mir.

 

Ein erstes Telefongespräch mit einem Vertreter des Kunstvereins zeigte unter anderem, dass neben Tauchern erfahrene Bootsführer mit kräftigen Arbeitsbooten notwendig sein werden um das geplante Kunstprojekt zu realisieren.  So habe ich vorgeschlagen den Pontoniersport-Verein Solothurn für eine  Mitarbeit zu gewinnen.

 

Die Projektskizzen die uns zur Beurteilung zugestellt wurden weckten grosse  Skepsis. Es waren bereits einige konzeptionelle und organisatorische  Probleme ersichtlich.

 

Bald folgte  ein Ortstermin (13. Sept.) auf der Kreuzackerbrücke in Solothurn zusammen mit dem Künstler, Vertretern des Kunstvereins, der Pontiniere und uns. Michael Beutler (D), der Künstler der vom Kunstverein nach Solothurn eingeladen wurde, stellte uns sein Projekt anhand eines Modells vor. In einer längeren Diskussion zur Frage: "Was kann am geplanten Standort des Projekts auf der Aare  überhaupt und was kann wie umgesetzt werden ohne dabei den Hintergrund / die Idee des Künstlers zu stark zu beschneiden?"

Es trafen eben die Welten der Kunstschaffenden und unsere Welt die sich auf und unter dem Wasser abspielt zusammen. Während dieser sehr intensiven Diskussion und Lösungssuche wurde den Initianten, so glaube ich, die ganze Tragweite dieses Vorhabens so richtig bewusst.

 

Der Tag des Aufbaus nahte. Eines Abends erhielt ich, bereits zu etwas vorgerückter Stunde einen Anruf, dass das 500kg Gewicht im Verlaufe des Morgens des nächsten Tages versenkt / plaziert werde und ein Taucher benötigt wird. Glücklicherweise habe ich an meinen Arbeitsplatz verständnisvolle Vorgesetzte.

 

Der Tag X (25. Sept.) für den Aufbau ist gekommen. Drei Taucher und ein weiterer Helfer von unserer Seite sowie die Pontoniere mit zwei Booten und 6 Personen trafen am Samstagmorgen beim „Alten Spital“ ein. Es herrschte bereits emsiges Treiben. Die Elemente für dieses Kunstwerk wurden in der Holzwerkstatt des alten Spitals hergestellt und im Aaregarten für die schwimmende Montage auf dem Wasser vorbereitet.

 

Als erste Aktion unsererseits wurde die Verankerung des Objekts vorbereitet. Zu diesem Zweck wurde ein Stahlseil um den Nordpfeiler der Kreuzackerbrücke gelegt. Nach Abschluss dieser Arbeit zeigte sich, dass die Produktion der "Grottenelemente" nach wie vor noch nicht abgeschlossen war. Wo möglich machten wir uns nützlich, aber einen Grossteil der nächsten Stunden bestand aus warten auf unseren weiteren Einsatz. Der Nachschub von Kaffe und Sandwiches war sehr gut organisiert. Im weiteren ist es doch immer wieder interessant was unterbeschäftigte Erwachsene so alles treiben um die Zeit zu "vertreiben".

Nur ein Beispiel „Handy + Megaphon = Lautes „Kiekerikiiiii“.

Es war keineswegs langweilig.

 

Nun war es an der Zeit den Fortschritt der Arbeiten zu beurteilen und über das weitere Vorgehen zu befinden.
Entscheid: Abbruch der Aktion, Verankerungsseil „versenken“, Verschiebung auf den folgenden Tag 13.00.

 

So musste die Vernissage welche auf den Sonntagmorgen angesetzt war ohne die „Kunst“ stattfinden.

 

Als die gleichen Pontoniere und Taucher / Helfer am Sonntag (26. Sept.) eintrafen, wurde bereits das erste Seitenelement schwimmend auf dem Wasser montiert. Sofort wurde das Verankerungsseil geborgen und die Enden erneut mit Bojen markiert. Kaum war das Seil markiert, wurde mit dem zweiten Boot das erste Wandelement „angeliefert“.

 

 

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Erstes Element wird anngeliefert (Bild 1)

 

 

Das zweite Element folgte bereits kurz darauf. Das Zusammenfügen dieser Elemente verlangte einiges an Geschick der Bootsführer, da für die Positionierung beide Boote im Einsatz waren. Das dritte Element liess dann auf sich warten, da es bei der Montage zu Problemen kam. Nach einigen Korrekturen war dieses Element dann auch fertig und konnte an die anderen „angedockt“ werden. Kurz darauf folgte das vierte Element. Nun lag die „Abwicklung“ des Kunstwerkes auf dem Wasser bereit. Als nächstes folgte die Vorbereitung für die Aufrichtung des Kunstwerkes. Ein erster Versuch zeigte, dass noch mehr Kraft notwendig ist und die Hilfsbalken besser verankert werden müssen. Beim zweiten Versuch, es dunkelte bereits, riss dann ein Seil.

 

 

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Taucher und Pontoniere (Bild 2)
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Abwicklung (Bild 3)
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Aufricht Versuch (Bild 4)

 

 

Entscheid: So hart es auch für den Künstler und den Kunstverein war à Abbruch der Aktion, sichern des unvollendeten Kunstwerkes, Besprechung am folgenden Tag.

 

In einer trotz allem lockeren Atmosphäre wurde nach Lösungen gesucht um das Kunstwerk doch noch zu vollenden. Es wurde ein Plan B, C und D erstellt. Plan B wird eng verfolgt (mit Hilfe angewandter Physik d.h. mit Hebeballon) zu Ausführung gelangte schlussendlich Plan D d.h. „ein Kran“.

 

Die Aufrichtung wurde für den kommenden Samstag (2. Okt.) festgelegt.

Leider konnte ich diesen Teil nicht mit verfolgen, denn zu diesem Zeitpunkt war ich in einem Flugzeug in Richtung einer wärmeren Destination. Somit stützt sich dieser Teil des Berichts auf Erzählungen der an diesem Tag Beteiligten.

 

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Kreuzackerbrücke / Kran (Bild 5 )
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Aufrichtung (Bild 6)

 

 

Nach der Lösung von organisatorisch / zeitlichen Problemen konnte das Kunstwerk mit Hilfe des Krans und zwei „Habeggern“ aufgerichtet werden.

So nun stand das Kunstwerk die „Quadratgrotte“!!!!!!!

Ausserlich war sie deutlich gezeichnet, voll von angeschwemmtem Gras etc. und musste gereinigt werden aber auch dies entmutigte niemanden.

 

 

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Die "Quadratgrotte" (Bild 7)

 

 

Um denjenigen einen Eindruck der Dimensionen zu geben welche das Objekt nicht gesehen haben, hier einige technische Angaben zu dem Objekt:

Seitenlänge ca. 6m, Höhe ab Wasserlinie ca. 3m, Tiefgang ca. 1.5 m, Material: Holz, Stahlrohre, Fässer

 

Das Kunstwerk  konnte auch von innen bestaunt werden, denn es war so ausgelegt, dass es mit einem kleinen Motorboot durchfahren werden konnte.

 

Am Wochenende nach meiner Rückkehr (23. Okt.) aus karibischen Gewässern stand der Rückbau der Quadratgrotte auf dem Programm.

 

Der Rückbau ging am Samstagmorgen zügig voran. Nach dem Lösen der Befestigungen schwamm die „Quadratgrotte“ die Aare hinunter und wurde mit einem Boot zu ihrem Auswasserungsplatz gebracht. Während diesem Transport wurde das versenkte Gewicht welches Bestandteil des Verankerungssystems war geborgen. Weiter wurden die Stahlseile für die Bergung vorbereitet. Die Grotte wurde mit Hilfe des Krans aus dem Wasser gehoben. Es entstanden grosse diagonale Kräfte denen die Konstruktion nicht  ganz standhielt und somit zerlegte sie sich teilweise selbst. Nun wurde die Grotte durch den Kunstverein zerlegt und fachgerecht entsorgt.

Wir unsererseits bargen die Stahlseile und somit war der Auftrag der Pontoniere und SLRG’lern abgeschlossen.

 

Am Sonntagabend (24. Okt.) fand ein Vortrag des Künstlers im Kunstmuseum statt. Michael Beutler stellte seine an anderen Orten realisierten Werke vor.

 

Das Abenteuer „Quadratgrotte“ wurde mit einer Einladung zum Weihnachtsessen des Kunstvereins Solothurn abgeschlossen. Dieses vorzügliche Nachtessen fand an (17.Dez.) in der speziellen Atmosphäre des Kunstmuseums Solothurn statt.

 

Rückblickend kann gesagt werden, dass die Zusammenarbeit der sehr verschiedenen Leute gut funktionierte. Zu Beginn standen sich grosse Skepsis und künstlerische Begeisterung entgegen. Durch sehr sachliche und zielorientiert geführte Diskussionen gelang der „Spagat“ zwischen den Extremen.

 

Rückblickend fällt mir auf, dass bei den Diskussionen kaum von Kunst gesprochen wurde sondern vielmehr von Physik, Kräften, Winkel, Markierungen, Sicherheit, Konstruktion ..........
Diese Tatsache und die gegenseitige Akzeptanz der unterschiedlichen Arbeitsweisen und motivierte Helfer ermöglichten diese erfolgreiche Zusammenarbeit.

 

Matthias Kauffungen

 

 

Bilderverzeichnis:

Bild 1-4   Marianne Flückiger, SLRG Sektion Solothurn

Bild 5-7   Kunstverein Solothurn / Michael Beutler

Katalog, "Quadratgrotte" Ein neuer Raum für den Kunstverein Solothurn